„Stell Dich doch nicht so blöd!“ „Konzentrier Dich und hör mir endlich zu!“
Nicht selten reagieren Eltern oder Pädagoginnen mit solchen Worten auf das Nichtzuhören von Kindern. Die Aufforderung „Hör doch genau zu!“ hilft einem Kind mit auditiver Wahrnehmungsschwäche allerdings wenig, denn das Ohr arbeitet fehlerfrei.
Eine Schwäche in der auditiven Aufmerksamkeit zeigt sich häufig so:
- Schwierigkeiten mit der Auswahl der im Augenblick relevanten Information z.B. im Unterricht die Stimme der Lehrerin
- Kinder reagieren oft verzögert oder gar nicht, wenn man sie anspricht
- der Versuch zu kompensieren führt entweder zum Rückzug oder zu ständiger Bewegung im Raum
Kinder mit einer Schwäche in der auditiven Differenzierung haben meist folgende Probleme:
- die Dringlichkeit einer an sie gerichteten Aufforderung zu erkennen
- sie reagieren verzögert, da sie die Veränderung des Tonfalls, welche die Dringlichkeit signalisiert, nicht realisieren
- neigen zu undeutlicher Artikulation (ist primär auf mangelhafte auditive Verarbeitungsleistung im Gehirn zurück zu führen, nicht auf das Ohr oder Mundmotorik)
- neigen dazu, besonders laut zu sprechen bzw. besonders viel Lärm zu machen
Kinder mit Schwächen im auditiven Gedächtnis haben oft Schwierigkeiten
- Liedtexte zu lernen
- Gedichte auswendig vorzutragen
- sich Sätze zu merken
- Mündlich erteilte Aufträge oder Informationen umzusetzen
- ihren Wortschatz und die sprachliche Gewandtheit wie Gleichaltrige zu erweitern
Ein Beispiel:
„Eine Differenzierungsschwäche verringert das Mimik- und Gestikverständnis und das Erkennen des emotionalen Gehalts einer Aussage. Die Aussage „Hör mir bitte jetzt genau zu“, ruhiger, etwas lauter gesprochen und sehr eindringlich formuliert, wird bei einem Kind mit einer solchen Wahrnehmungsschwäche keine Reaktion hervorrufen. Erst wenn Sie auf den Tisch schlagen, wird es die Dringlichkeit begreifen.
Dieselben Fähigkeiten, z.B. das genaue Hinhören, werden aber auch beim Ansageschreiben gebraucht oder um sich in einer Gemeinschaft, z.B. in der Klassen zu Recht zu finden. Ein Kind, das feine Unterschiede nicht hört, verwechselt nicht nur Buchstaben, sondern muss auch mehrmals angeredet werden, bevor es reagiert, denn es bemerkt nicht, dass es aufgefordert wurde, weil es das nicht wahrgenommen hat.
Die Reize der Umgebung werden nicht richtig verarbeitet, und daher reagiert das Kind verzögert. Der Befund des Ohrenarztes ist meistens unauffällig. Derjenige, der 35mal reden muss, bevor das Kind reagiert, wird vielleicht ungeduldig und lauter. Jedoch ohne Erfolg. Das Kind hat allerdings das Gefühl, die Frau Lehrerin, die Mami,… schreit mich immer nur an. Was ja auch stimmt.
Weder das Kind, noch der „Anschreier“ wissen von dem Problem. Aber die daraus entstehenden Komplikationen innerhalb der Beziehungen, innerhalb der Kinder selbst und innerhalb der Klassengemeinschaft, sind erheblich. Es kommt zu emotionalen Schwierigkeiten des Kindes. Die üblichen Erziehungsmittel bewirken zwar kurzfristige, aber niemals langanhaltende Veränderungen.
Strenges und konsequentes Üben, eine strenge Hand, bringt im Endeffekt nichts.
Die Folge ist meist ein verängstigtes Kind, das in einen Dauerstress und damit in eine massive Überforderung geführt wird. Minderwertigkeitsgefühle, Versagensängste stellen sich ein, Verhaltensstörungen und psychische Auswirkungen auf das Verhalten des Kindes sind nicht mehr auszuschließen.
Ein Teufelskreis beginnt!“ (Quelle: http://www.treffpunkt-therapie.at/de/teilleistungen, vgl. Betz Breuninger)
Zum Glück kann dieser Teufelskreis mit spielerischem Training und gezielten Übungen durchbrochen werden.